Im Herbst ist es wieder so weit: Die Azubis des dritten Lehrjahres müssen zu den Abschluss-Prüfungen antreten. Dabei heißt es nicht nur, fachlich fit zu sein, sondern sich auch selbstbewusst der Prüfungssituation zu stellen. Bei einem Seminar im HAUS DER UNTERNEHMER geht es darum, wie man Prüfungen erfolgreich meistert. Angesprochen werden die Themen Angst, Stress, Selbstdiagnose, Abbau von Abwehrmechanismen, Lerntechniken, Gedächtnisübungen, Verhalten vor und in schriftlichen Prüfungen und Rhetorik: Verhalten in mündlichen Prüfungen. Angesprochen sind Auszubildende, aber auch Teilnehmer in Weiter- und Fortbildungslehrgängen sowie Schüler und Studierende. Das kostenpflichtige Seminar findet am Freitag, 6. September 2013, von 9 bis 16:30 Uhr im HAUS DER UNTERNEHMER in Duisburg statt. Referent ist der Literatur- und Sprachwissenschaftler Dr. phil. Jürgen F. E. Bohle. Weitere Infos unter www.haus-der-unternehmer.de; Anmeldung bei Heike Schulte ter Hardt, Tel. 0203 6082-204.
„Jeder Mensch ist ein individueller Lerntyp“
Kurzinterview mit dem Referenten des Seminars, dem Literatur-
und Sprachwissenschaftler Dr. phil. Jürgen F. E. Bohle
Als Vorsitzender eines IHK-Prüfungsausschusses und erfahrener Referent geben Sie in einem Seminar im HAUS DER UNTERNEHMER Ihr Wissen weiter, wie man Prüfungen erfolgreich meistert. Was sind typische Stress- und Angstprobleme und deren Ursachen?
Stress vor Prüfungen und die damit einhergehenden Angstzustände können sich in vielfältigen körperlichen Symptomen zeigen: Herzklopfen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Zappeligkeit und Zittern, Sprachstörungen, Denkblockaden oder unkontrolliertes Verhalten. Prüfungsangst ist aber nichts Schlimmes, sondern eine natürliche Reaktion, die allerdings in einer Prüfung nicht zu einer Kette von Blackouts führen darf. Man kann sie in den Griff bekommen. Wichtig ist, die eigenen Ängste zu kennen und zu benennen: Die Palette reicht von der Angst vor der Macht der Prüfer und der unbekannten, nicht beeinflussbaren Situation über die Angst, zu versagen, bis hin zur Angst, den Lernstoff nicht zu beherrschen oder falsch gelernt zu haben.
Welche Lösungsstrategien können Prüflinge entwickeln?
Die Ursachen der Prüfungsangst bekommt man in den Griff, wenn und nachdem man seine Ängste definiert hat. Dann heißt es, folgerichtig zu handeln. Als Erstes sollte man rechtzeitig einen realistischen, detaillierten Lernplan erstellen, der sich immer an der Lernstoffmenge orientiert, und sich konsequent daran halten. Kontraproduktiv ist es, alles vor sich herzuschieben und „auf den letzten Drücker“ zu lernen; meine Empfehlung: am Tag vor der Prüfung kein neuer Lernstoff mehr. Gut ist, sinnvolle Lernpausen einzubauen und sich dabei selbst zu belohnen. Aus meiner Erfahrung sollten Prüflinge ihren Lerntag auch nicht zu voll packen – maximal zweimal vier Stunden lernen. Hilfreich ist, den Lernstoff zu halbstündigen Paketen zu schnüren und dabei möglichst die zu lernenden Themen-Blöcke zu mischen. Nicht zuletzt ist es sinnvoll, die Prüfung einmal zu simulieren – sich in einem Rollenspiel also mit der an sich unberechenbaren Situation vertraut zu machen. Viele von diesen Maßnahmen verhindern Lernhemmungen und Gedächtnisblockaden, die mit unseren Hirnfunktionen zu tun haben. Bei starken Ängsten hilft auch Autogenes Training. Man sollte aber bitte nicht auf „Angstwegmacher“ vertrauen. Ich meine damit Medikamente, Drogen oder Alkohol. Das Einnehmen kann zu fatalen Bumerang-Effekten führen. Angst ist ein innerer Vorgang, der am besten auch von innen behandelt wird.
Welche Techniken erfolgreichen Lernens gibt es?
Entscheidend ist, es im Gehirn kräftig stürmen zu lassen und die grauen Zellen sinn- und planvoll zu füttern. Die Prüflinge sollten möglichst viele Eingangskanäle, also Sinne, nutzen. Je mehr reinkommt, umso mehr bleibt drin! Schon die Kombination von lesen und hören erhöht den Input. Die Behaltensquote steigt noch mehr, wenn man beim Lernen aktiv ist, etwas mit dem Lernstoff tut. Auch ist es sinnvoll, verschiedene Lernmethoden, Gedächtnistechniken und Merktricks auszuprobieren und für sich die beste herauszufiltern – zum Beispiel Geschichtentechnik, Loci-Technik (räumliche Vorstellung), Mind-Mapping oder Schlüsselwörter. Wer es schafft, das ganze Gehirn beim Lernen einzusetzen, also beide Hirnhälften zusammenspielen zu lassen, kann Logik und Fantasie frei, mutig und kreativ verbinden. Das heißt, mit bildhaften Vorstellungen arbeiten und neuen Lernstoff mit längst im Gedächtnis vorhandenen Informationen verknüpfen. Jeder Mensch ist ein individueller Lerntyp. Man muss den eigenen nur kennen.